Tabea Widmann

Junior Member

Wissenschaftlicher Werdegang

Tabea Widmann ist seit Herbst 2018 Doktorandin an der Universität Konstanz und forscht unter der Betreuung von apl. Prof. Dr. Anne-Berenike Rothstein zur Digitalisierung von Erinnerungskulturen und Konzepten von medialisierter Zeugenschaft um den Holocaust. Seit Juli 2019 ist sie Promotionsstipendiatin des Evangelischen Studienwerks Villigst.

Nach ihrem Bachelorstudium der Europäischen Kulturgeschichte und Vergleichenden Literaturwissenschaft an der Universität Augsburg absolvierte sie den Master „Kulturelle Grundlagen Europas“ an der Universität Konstanz und verfasste ihre Masterarbeit zu Humor und Holocaust-Erinnerung im Film; während des Studiums verbrachte sie zwei Auslandssemester an der Karlsuniversität in Prag sowie der Jawaharlal Nehru University in Neu Delhi. An das Masterstudium anschließend war sie als akademische Mitarbeiterin am Projekt MEMOZE zu modernen, medialen Transfer- und Vermittlungsstrategien um Erinnerungen und Zeugenschaft tätig.

Kontakt: tabea.widmann@uni-konstanz.de

Interessen

  • Digital (Memory) Cultures
  • Imaginationen Europas
  • Digitale Spiele und Storytelling

Dissertationsprojekt

“The Game is the Memory” Eine erinnerungskulturwissenschaftliche Analyse von Prosthetic Witnesses über den Holocaust in digitalen Spielen (Arbeitstitel)

Meine Dissertation setzt sich zum Ziel, digitale Spiele als Medien zunehmend digitaler Zeugenschaft zu erschließen und dabei in ihrer Rolle als erinnerungsstiftende Medien und Objekte eines zunehmend global-digitalen, transmedialen Erinnerungsnetzwerks zu untersuchen. Sie nähert sich der Frage nach (zukünftigen) Formen medialisierter Zeugenschaft über deren Konzeptionalisierung als Prosthetic Witnesses an: In der Synthese aus den Bezügen eines Spiels zu einem insbesondere populärkulturell geformten Erinnerungsnetzwerk mit den unmittelbaren Spieleindrücken, können Spielprozesse als Akte von Zeugenschaft gedeutet werden. Als Grundlage dient dabei Alison Landsbergs Ansatz der „Prosthetic Memories“; künstlicher Erinnerungen, die über den affektiven Einfluss massenmedialer Darstellung in Form identitätsbeeinflussender Eindrücke auf die Rezipient*innen übertragen werden.

Die Analyse von Prosthetic Witnesses in digitalen Spielen gestaltet sich folglich anhand der vermittelten Erinnerungsnarrative und -ikonen im Rahmen von spielerischen Regelstrukturen und Storyworlds. Diese bilden kulturell kodierte Objektivationen, die auf den Erinnerungsdiskurs verweisen und von den Spielenden interpretiert werden können. Darüber hinaus besitzen digitale Spiele die besondere Qualität, die Spielenden aktiv sowie empathisch in die erzeugte Spielwelt zu involvieren; Spieler*innen erfahren sich selbst dabei als Mitgestalter*innen sowie reflektierten Beobachter*innen der erzeugten Narrative. Digitale Spiele können damit als modellhafte Aushandlungsräume erinnerungskultureller Prozesse verstanden werden, an welchen die Spieler*innen unmittelbar teilhaben. Ihre mögliche prothetische Zeugenschaft entfaltet sich demnach aus dem reziproken Zusammenspiel von Spielgestaltung, Spieleakt und dessen Kontextualisierung im medialen, erinnerungskulturellen Diskursnetz.

Lehrveranstaltungen und Vorträge

November 2019: Vortrag auf der International Holocaust Conference „Silence, Speech,   Memory, Message, Understanding – After 75 Years“, Universität Halle

Mai 2019: Tutorin an der Staatlichen Universität Petersburg im Rahmen einer Germanistischen Institutspartnerschaft

März 2019: Posterpräsentation zum Transferprojekt MEMOZE auf dem Transfersymposium „Transfer in der Lehre. Zumutung oder Chance?“

WS 17/18 und WS 18/19: Tutorin am Studiengang „Kulturelle Grundlagen Europas“